Die Case Study eines Inspektionsassistenten

Die Kunst des Beobachtens, des Fragens und des Zuhörens

In dieser Case Stduy zeigt sich eindrucksvoll, wie entscheidend es ist, genau zuzuhören, zu beobachten und mit einem Lean-Ansatz vorzugehen. Denn nicht immer ist der erste Auftrag auch das, was das Unternehmen wirklich voranbringt. Häufig steckt das eigentliche Problem tiefer, und die vermeintliche Lösung greift zu kurz. Das Ziel sollte nicht nur darin bestehen, ein bestimmtes Feature zu implementieren, sondern die zugrundeliegende Herausforderung umfassend zu verstehen und die bestmögliche Lösung zu entwickeln.

Ein zentraler Bestandteil dieses Prozesses war der Einsatz der kontextuellen Untersuchung. Das erlaubte uns, Nutzer in ihrer natürlichen Umgebung, am relevanten Ort, eingehend zu beobachten und zu befragen. Dabei wurden die Arbeitspraktiken, Verhaltensweisen und der gesamte Nutzungskontext analysiert. Während die Anwender ihre Tätigkeit wie gewohnt ausführten, beobachten wir die Vorgänge und stellen gezielte Fragen, um zu verstehen, warum und wie sie handelten.

Dieser Ansatz erfordert, nicht aus der Technologie heraus zu denken und nicht umgehend in Lösungen zu denken. Es erfordert, Annahmen stets rasch zu testen, anzupassen oder auch komplett neu zu denken. In diesem Projekt stellte sich wunderbar heraus, dass die vermeintlich ideale Lösung die eigentliche Ursache des Problems nicht beseitigte. Bähm! Erst durch tiefes Beobachten und das wiederholte Testen neuer Ansätze entstand eine ganz andere, effizientere Lösung. Durch diese Flexibilität und die Bereitschaft, etablierte Ideen zu verwerfen, entstand eine Innovation, die langfristig wirklich einen Unterschied machen.

Erfolge und Erkenntnisse

Wichtige Leistungskennzahlen (KPIs)

Steigerung der Effizienz

Reduktion der durchschnittlichen Inspektionszeit pro Fahrzeug

Fehlerquote

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Reduktion von Eingabe- oder Dokumentations-
fehlern

Zufriedenheit der Mitarbeiter

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Veränderung der Zufriedenheit durch neue Methode.

Produktions-
kapazität

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Anstieg der inspizierten Fahrzeuge, pro Tag.

Angewandte Prinzipien und Methoden

Contextual Inquiry User Journey Mapping Rapid Prototyping und Testing Iterative Design Usability Testing Lean UX Design Thinking Heuristic Evaluation Kognitive Walkthroughs

Weitere Erfolgsmessungen

Zusätzliche Indikatoren

Task Completion Rate

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Weniger Eingabefehler und unzureichender Dokumentation.

Time on Task

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Kein Wechsel zwischen manuellen Eingaben und Dokumentation nötig.

User Error Rate

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Humand Centred Design erleichtert die Erfasssung, unter schwierigen Bedingungen.

System Usability Scale (SUS) Score

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Inspektion jetzt intuitiver, einfach zu bedienen. Fokus auf Arbeit möglich.

Customer Satisfaction Score

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Keine Klagen mehr über die unübersichtliche Dokumentation und häufige Fehler.

Situation – Aufgabe – Aktion – Ergebnis

Die Ausgangssituation

Der bürokratische Albtraum in der Qualitätssicherung

In der Fahrzeugbau-Branche standen Inspektoren vor einer wiederkehrenden Herausforderung: Die Inspektionen mussten per Hand auf Klemmbrettern dokumentiert werden, bevor die Daten mühsam in Excel-Tabellen übertragen wurden. Dieser Prozess war zeitraubend, fehleranfällig und sorgte für erhebliche Verzögerungen in der Qualitätssicherung. Die Fehlerquoten durch manuelle und veraltete Prozesse waren erhöht, was eine Reihe Herausforderungen aufzeigte und sich in den folgenden Werten widerspiegelte:

  1. Eingabefehler
    • Manuelle Datenerfassung auf Papier oder über einfache digitale Eingabetools, bei denen Inspekteure Informationen händisch eingeben müssen, oft unter einem gewissen Zeitdruck oder in ungünstigen Arbeitsumgebungen.
    • Zwischen 5% und 15% Fehlerquote bei der Eingabe, wie Tippfehler, falsche Messwerte oder das Vergessen, Daten vollständig einzugeben.
  2. Dokumentationsfehler
    • Nachträgliche Übertragung von handschriftlichen Aufzeichnungen in digitale Systeme (z.B. Excel-Tabellen). Notizen waren teils schwer lesbar sind oder Informationen gingen während der Übertragung verloren.
    • Eine Fehlerquote von 10% bis 20%. Diese Zahl umfasst Fehler wie unleserliche Handschrift, unvollständige Datenübertragungen oder das versehentliche Übersehen ganzer Abschnitte von Notizen.
  3. Zeitaufwand für Nachbearbeitung und Korrekturen
    • Wegen potentieller Fehler wurde viel Zeit in die Überprüfung und Korrektur von Daten investiert. Zudem konnte es Tage dauern, bis Daten in das System übertragen und geprüft wurden.
    • Etwa 10% bis 20% der Arbeitszeit wurde für Korrekturen und Nachbearbeitungen aufgewendet. In einem 8-Stunden-Tag bedeutet dies bis zu 1,6 Stunden täglich, die nicht produktiv waren.
  4. Datenverarbeitungs- und Übertragungsfehler
    • Durch das manuelle Einspeisen von Daten aus unterschiedlichen Quellen traten Fehler in der Zuordnung von Informationen oder beim Übertragen von einem System ins andere auf.
    • Fehlerquoten von etwa 5% bis 10% beim Übertragen von Daten zwischen verschiedenen Systemen oder Formaten (u.a. von Papier in Excel, dann in ein ERP-System).
  5. Verzögerungen durch Nacharbeit
    • Wegen der hohen Fehlerquote und der Nachbearbeitung wurden Inspektionsberichte oft verzögert, was zu ineffizienten Abläufen führen konnte.
    • Durchschnittliche Dauer von 1 bis 3 Tagen für die Fertigstellung und Validierung der Daten nach der eigentlichen Inspektion.
  6. Kundenzufriedenheit und Qualitätsmängel
    • Aufgrund der fehleranfälligen manuellen Prozesse und verzögerten Berichte wurden wichtige Qualitätsprobleme erst spät entdeckt, was sich negativ auf die Kundenzufriedenheit auswirkte.
    • Kundenzufriedenheit auf einem NPS von etwa 40 bis 50, da Fehler zu Verzögerungen und Problemen in der Produktion führten.

Die Aufgabe

Abschied von Klemmbrettern – digitale Effizienz steigern

Die ursprüngliche Aufgabe bestand darin, den Inspektionsprozess durch den Einsatz von Tablets zu modernisieren. Ziel war es, die manuelle Dateneingabe zu eliminieren und den Inspektoren eine einfachere Möglichkeit zur Erfassung von Inspektionsdaten zu bieten. Es sollte eine Lösung gefunden werden, die den Prozess beschleunigt und die Daten sofort ins zentrale System überträgt.

Maßnahmen und Aktionen

Der Wendepunkt – vom Tablet zur Augmented Reality

Der Prototyp eines Tablet-Systems wurde im realen Umfeld getestet, doch schnell stellten sich Probleme heraus. Inspektoren mussten oft beide Hände frei haben, um Inspektionen effizient und sicher durchzuführen. Das Tablet erwies sich als ungeeignet – es war zu sperrig, schränkte die Bewegungsfreiheit ein und erhöhte die Unfallgefahr u.v.m. Wir brachen die Test im relaen Umfeld direkt nach ein paar Minuten ab und sprachen an, was Sache war. Diese unerwartete Erkenntnis führte zu einer Neubewertung des Auftrags. Durch intensives User Research und das Hinterfragen des ursprünglichen Ansatzes entwickelten wir viele Perspektieven und Fragen und letztendlich die revolutionäre Idee: Warum nicht einfach freihändig arbeiten und die Datenerfassung computergestützt vereinfachen?

Hier entstand die Lösung: MARA – der Mobile Augmented Reality Assistant. Anstatt Tablets zu verwenden, erhielten die Inspektoren eine AR-Brille, die es ihnen ermöglichte, Inspektionsdaten in Echtzeit per Gestensteuerung aufzunehmen und direkt ins zentrale System zu übertragen. Dies ermöglichte eine vollkommene Bewegungsfreiheit und erhöhte die Effizienz und Genauigkeit des gesamten Prozesses.

Das Resultat

Gesteigerte Effizienz, Qualität und Mitarbeiterzufriedenheit

Die Einführung von MARA revolutionierte den Inspektionsprozess. Inspektoren konnten nun durch die AR-Brille freihändig arbeiten und gleichzeitig alle notwendigen Daten in Echtzeit erfassen. Die Effizienzsteigerung war beeindruckend: Inspektionszeiten reduzierten sich im Durchschnitt um 15 Minuten pro Inspektion, was zu einer jährlichen Einsparung von 375 Arbeitsstunden pro Inspektor führte. Insgesamt wurde eine Effizienzsteigerung von 35% erreicht, und die Fehlerquote sank um 75%, da die Daten direkt und ohne Verzögerung im System erfasst wurden.

Neben den harten Zahlen brachte die Einführung auch qualitative Vorteile:

  • Kognitive Erleichterung: Durch die freihändige Arbeit und die intuitive Gestensteuerung konnten sich die Inspektoren voll auf die Inspektion konzentrieren, ohne sich mit technischen Geräten herumschlagen zu müssen. Einer der wichtigsten Aspekte wenn es um die Entwickelung digitaler Lösungen geht: Das eingesetzte System muss die Arbeit erleichtern!
  • Qualitätssteigerung: Die Echtzeit-Datenübertragung sorgte für eine deutliche Reduzierung von Fehlern bei der Dateneingabe, was wiederum die Qualitätssicherung insgesamt verbesserte.
  • Mitarbeiterzufriedenheit: Die moderne, ergonomische Arbeitsweise mit der AR-Brille machte den Arbeitsplatz attraktiver und sorgte für eine höhere Zufriedenheit unter den Inspektoren. Diese fühlten sich durch die innovative Technologie unterstützt und konnten sicherer und effizienter arbeiten. Sehr geschätzt wurde der anwenderorientieret Ansatz und die gemeinsame Entwicklung aus der Nutzerperspektive heraus.
  • Skalierbarkeit: Die AR-Brille bietet zudem die Möglichkeit, den Prozess durch Software-Updates kontinuierlich zu verbessern, ohne zusätzliche Hardware anschaffen zu müssen.

Einsparung an Kosten

Drastische Reduktion der Fehler

Vor der Einführung der neuen Lösung war die Qualitätssicherung stark durch manuelle Prozesse geprägt, was zu einer signifikanten Fehlerquote führte. Diese beeinträchtigte nicht nur die Effizienz der Inspektionen, sondern führte auch zu Verzögerungen und reduzierter Kundenzufriedenheit. Durch die digitale Transformation, insbesondere die Einführung von AR/VR und automatisierter Datenerfassung, konnte eine drastische Reduktion der Fehler erreicht werden, was nicht nur die Qualität, sondern auch die Geschwindigkeit und Zufriedenheit aller Beteiligten erheblich steigerte.

Vergleich der Fehler-Metriken

Metrik
 
Vorher
(Manueller Prozess)
Nachher
(Digitale Lösung)
Eingabefehler 10%* 2.5%**
Dokumentationsfehler 15% 3.75%***
Zeitaufwand für Nachbearbeitung 20% der Arbeitszeit
(1.6 Stunden pro Tag)
5% der Arbeitszeit
(weniger als 30 Minuten)
Datenverarbeitungsfehler 8% 2%
Verzögerungen durch Nacharbeit 2 Tage Verzögerung 0.5 Tage Verzögerung
Zufriedenheit (NPS) 45 70
*(1 von 10 Eingaben fehlerhaft), **(75%ige Reduktion, nur noch 1 von 40 Eingaben fehlerhaft), ***(75%ige Reduktion)

Kostenanalyse und warum sich der Umstieg auf AR gelohnt hat.

Obwohl die Entwicklung und Anschaffung der AR-Lösung MARA im Vergleich zur Tablet-Lösung zunächst höhere Investitionen erforderte, zeigen die Effizienzgewinne die klare Überlegenheit dieses Ansatzes. Der Umstieg auf AR-Technologie führte zu signifikanten Einsparungen bei Zeit und Arbeitsaufwand: Die Zeitersparnis von 375 Stunden pro Jahr durch optimierte, automatisierte Prozesse spiegelt sich in einer Kostensenkung von 187.500 € wider. Durch die Eliminierung der manuellen Dateneingabe und eine erhebliche Reduktion von Fehlern amortisierte sich die AR-Lösung über fünf Jahre – und erzielte dabei eine Gesamtersparnis von 102.000 €. Die höhere Effizienz macht den Umstieg damit nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch zukunftsweisend für die Prozessqualität.

Kosten für die Tablet-Lösung

Kategorie Kosten (€)
Anschaffungskosten Tablets (60 Geräte) 72.000
Protokollierungssoftware & Wartung (5 Jahre) 100.000
Schulungen für Tablet-Nutzung 10.000
Schäden und Ersatz (5 Jahre) 25.000
Entwicklungskosten 100.000
Zeitverluste durch manuelle Dateneingabe (Verzögerungen, 250 Std/Jahr) 125.000
Gesamtkosten (5 Jahre): 432.000 €

Kosten für die AR-Brillen-Lösung (MARA)

Kategorie Kosten (€)
Anschaffungskosten Datenbrillen (40 Geräte) 140.000
AR-Software & Wartung (5 Jahre) 150.000
Schulungen für AR-Brille und Gestensteuerung 15.000
Schäden und Ersatz (5 Jahre) 12.500
Entwicklungskosten 200.000
Zeitersparnis (Einsparung durch Effizienzsteigerung, 375 Std/Jahr) -187.500
Gesamtkosten (5 Jahre): 330.000 €
Gesamtersparniss (5 Jahre): 102.000 €

Ersparnis durch den Einsatz von MARA (über 5 Jahre): 102.000 €

Zusammenfassung

Eine Herangehensweise, die auch bei zukünftigen Projekten einen Unterschied ausmachen wird.

Die AR-Brillen-Lösung mit MARA brachte nicht nur Kosteneinsparungen von 102.000 € über fünf Jahre, im Vergleich zur Tablet-Lösung, sondern bot zudem qualitative Vorteile, die den Inspektionsprozess revolutionierten. Die Mitarbeiterzufriedenheit steig durch die moderne Technologie, die Fehlerquote wurde drastisch gesenkt, und die Effizienzsteigerung sorgte für einen reibungslosen und produktiveren Arbeitsablauf.

Diese Case Study zeigt, dass es sich lohnt, traditionelle Ansätze zu hinterfragen, vor allem jedoch: losgelöst von Technologie zu denken. Der Wechsel von einer Tablet-basierten Lösung zu einer AR-gestützten Inspektion war nicht nur eine Investition in die Zukunft, sondern auch ein Schritt in Richtung einer smarteren, effektiveren und anwenderorientierten Arbeitsweise.