Die Ausgangssituation
Fragmentierte Strukturen und fehlende Effizienz in einem wachsenden Unternehmen
Vor dem Start des Projekts war die visuelle und funktionale Kohärenz der Produkte und internen Tools stark fragmentiert. Unterschiedliche Abteilungen – darunter Marketing, UI-Design, Research und Entwicklung – arbeiteten mit jeweils eigenen Standards und Designs, die nicht nur inkonsistent, sondern auch schwer miteinander zu verbinden waren. Dazu kam eine technische Infrastruktur, die noch auf veralteten Tools und starren Prozessen basierte.
Die Geschäftsführung war sich zwar der Notwendigkeit eines Umbruchs bewusst, doch Skepsis herrschte: Wie würde sich ein solches System auf die Effizienz auswirken? Würden die Mitarbeiter die Veränderung akzeptieren?
Zusätzlich standen die Teams vor einer großen Herausforderung: Ein Designsystem sollte nicht nur visuell einheitlich und skalierbar sein, sondern auch den kulturellen Wandel fördern. Viele Mitarbeiter hatten kaum Erfahrung mit modernen Arbeitsmethoden wie agilen Prozessen oder digitalen Prototyping-Tools. Ohne intensive Schulung und ein gezieltes Change-Management war eine langfristige Akzeptanz des Designsystems kaum möglich.
Die Aufgabe
Aufbau eines Designsystems zur Förderung von Konsistenz und kulturellem Wandel
Ziele des Projekts waren sowohl operative als auch strategische Natur:
- Beschleunigung der Time-to-Market durch einheitliche Design- und Entwicklungsprozesse.
- Sicherung der Skalierbarkeit auf internationale Märkte.
- Schaffung einer konsistenten Designbasis für alle Teams und Produkte.
- Förderung eines kulturellen Wandels hin zu moderneren, flexibleren Arbeitsmethoden.
Zusammengefasst: Ein Designsystem sollte eine zentrale Anlaufstelle für alle visuellen und funktionalen Vorgaben werden und Teams befähigen, schneller und autonomer zu arbeiten.
Weitere Projektanforderungen:
- Zentrale Design-Plattform:
Eine einheitliche Bibliothek, die alle Design-Ressourcen, Richtlinien und Vorlagen an einem Ort bündelt, leicht zugänglich und mit modernen Tools kompatibel.
- Flexibler, iterativer Rollout:
Die Einführung des Systems in mehreren Phasen, um Akzeptanz zu fördern und Teams Zeit zur Anpassung zu geben.
- Schulung und Onboarding:
Intensive Schulung für alle Mitarbeiter, um sie mit den neuen Tools und Arbeitsmethoden vertraut zu machen.
- Stakeholder-Buy-In:
Eine umfassende Überzeugungsstrategie für die Führungsebene, um die Vorteile des Systems für Effizienz und Markenidentität klar zu machen.
Maßnahmen und Aktionen
Ein iterativer, gezielter und transparenter Prozess zur Einführung
1. Sichten und Analyse des Status quo
Der erste Schritt bestand darin, eine umfassende Bestandsaufnahme aller vorhandenen visuellen und funktionalen Elemente im Unternehmen zu erstellen. Ziel war es, einen genauen Überblick über den Ist-Zustand und die Vielzahl an Varianten und Inkonsistenzen zu gewinnen. Das Team analysierte die Design-Assets jedes einzelnen Bereichs – vom Marketing über die UI-Komponenten der Produkte bis hin zu internen Dokumentationen.
Diese Sichten-Phase zeigte deutliche Inkonsistenzen auf:
- Unterschiedliche Farben und Schriften in den Anwendungen und Marketingmaterialien.
- Mehrfach vorhandene Designelemente mit ähnlicher Funktionalität, die je nach Abteilung leicht variierten.
- Fehlende Standards für die User Interface (UI)-Komponenten, was die Benutzerfreundlichkeit und Wartbarkeit erschwerte.
2. Aufbau einer zentralen Design-Bibliothek
Basierend auf den Ergebnissen der Analysephase begann das Team, eine zentrale Design-Bibliothek aufzubauen. Diese Bibliothek sollte alle notwendigen visuellen Elemente und Vorlagen enthalten und als Single Source of Truth fungieren. Damit sich die Teams schnell orientieren konnten, wurde ein Token-basiertes System entwickelt, das es ermöglichte, Designstandards direkt in Softwareprodukten zu integrieren.
Features der Bibliothek:
- Design-Tokens für Farbschemata, Typografie und Abstände, die direkt im Code verwendet werden konnten.
- Komponentenkatalog mit wiederverwendbaren UI-Elementen, die einfach per Drag-and-Drop implementiert werden konnten.
- Dokumentation zu Design-Richtlinien und Best Practices, die fortlaufend aktualisiert wurden, um die Benutzerfreundlichkeit und Effektivität zu sichern.
3. Stakeholder-Buy-In und kontinuierliche Kommunikation
Um die Unterstützung der Führungskräfte zu gewinnen, präsentierte das Team die Vorteile des Designsystems anhand messbarer Beispiele:
- Reduzierung von doppelter Arbeit und Design-Inkonsistenzen.
- Verkürzung der Markteinführungszeit und Beschleunigung des Prototypings.
Zusätzlich hielt das Team regelmäßig Meetings mit den Stakeholdern ab und schuf so Transparenz und Vertrauen. Mithilfe gezielter Argumente, wie der Einsparung von Arbeitsstunden und der Steigerung der Markenkonsistenz, gelang es, den Buy-In der Geschäftsführung zu sichern.
4. Iterativer Rollout und kontinuierliches Feedback
Statt das Designsystem in einem großen Schritt auszurollen, entschied sich das Team für einen inkrementellen Ansatz. Dieser ermöglichte den Abteilungen, das System schrittweise kennenzulernen und ihre Arbeitsweise anzupassen. Das iterative Vorgehen erleichterte die Anpassung an unternehmensspezifische Anforderungen, die während des Rollouts auftraten, und förderte die Akzeptanz, da jedes Team aktiv eingebunden wurde.
5. Schulungen und Change-Management
Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Projekts war das umfassende Schulungskonzept. In regelmäßigen Workshops und Onboarding-Sessions wurden die Mitarbeiter nicht nur in die technischen Grundlagen eingeführt, sondern auch in agile Methoden und neue Arbeitsansätze, wie Prototyping und kollaborative Tools. Die Schulungen schufen ein Bewusstsein für den Wert des Designsystems und förderten einen nachhaltigeren Umgang mit den neuen Technologien.
Das Resultat
Ein modernes Designsystem als Fundament für Effizienz, Konsistenz und Kulturwandel
Die Einführung des Designsystems brachte messbare Verbesserungen in Effizienz und Konsistenz sowie langfristig positive Effekte auf die Unternehmenskultur. Die klaren, zentralen Standards und das flexible Token-System machten es den Teams möglich, schneller auf Veränderungen zu reagieren und konsistent auf internationalem Niveau zu agieren.
Ein einheitliches Designsystem reduziert nicht nur Zeit- und Kostenaufwand in der Produktentwicklung, sondern auch kognitive Belastungen für alle Teams: Sie können sich auf produktrelevante Aufgaben konzentrieren, ohne sich wiederholt um Designfragen kümmern zu müssen. Das stärkt die Markenidentität, steigert die Effizienz und schafft durch klare Standards mehr Raum für Innovation und Zusammenarbeit.